Ein gerade mal 18jähriges Mädchen kommt nach einer missglückten Intimrasur ins Krankenhaus und aus purer Langeweile heraus reflektiert sie ihre Sexualität, ihre Neigungen und ihre Familienverhältnisse. Leider erfährt der Leser erst mit kleinen Versatzstücken und in seiner ganzen Bandbreite erst auf den letzten Seiten um die eigentlichen Nöte und die Einsamkeit der Hauptperson Helen. Ein Mädchen, ein Trennungs- und Scheidungskind aus einer Familie, in der nie viel miteinander gesprochen wird, sie nicht einmal den genauen Beruf des Vater kennt und auch nie den Selbstmordversuch der Mutter verarbeiten konnte, flüchtet sich mangels erfahrener Liebe während der Pubertät in die Sexualität und die Körperlichkeit. Ob aus mangelnder Führung, Zuneigung und Liebe oder aus purem Aufstand gegen herrschende Konventionen nimmt Helens Ausleben immer drastischere und selbstzerstörerischere Züge an. Bis sie gegen Ende eine Entscheidung trifft. Doch um diese Geschichte einer Suche nach Liebe überhaupt erkennen zu können, werden dem Leser eine Menge an unkonventionellen, bis teilweise geschmacklosen Details und Geschichten aufgebürdet. Kann man es bis zu einem gewissen Punkt noch verstehen, wenn ein Mensch in verschiedenen Entwicklungsstufen (Kindheit, Pubertät) seinen Körper mit allen Öffnungen und Sekreten für sich erforscht, so ist dieses öffentliche Ausleben nicht zwingend jedermanns Sache. Besonders, wenn dabei aus dem eigenen Intimbereich ganz ungeniert in den der anderen eingedrungen wird. Dem Leser bleiben dabei keine Details erspart, eine sehr direkte Sprache mit streckenweise sehr rohen Ausdrücken und Wendungen zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Man sollte nur nicht zu erschrocken tun, denn man kann viele Ausdrücke heute als gängig bei der Jugend belauschen oder findet sie schon bei Charles Bukowski oder Henry Miller vor. Dennoch sorgen viele Darstellungen in der breiten Mehrheit für Ekel und erwecken Unverständnis. Wie auch immer man zu diesen drastischen Darstellungen stehen mag, ob die Absurditäten faszinierend anziehen oder Ekel erregend abschrecken, leider sind es der Provokationen zu viele. Denn was die Geschichte aussagen kann, das tritt leider fast vollkommen in den Hintergrund. Wenn der Leser überhaupt so weit kommt und sich nicht schon vorher schaudernd abwendet. Denn die Vereinsamung eines Kindes in der Familie hätte mehr Aufmerksamkeit verdient. Auch der Umstand, dass ein Kind Liebe und Zuneigung mangels besseren Wissen in Autoerotik und schnellem Sex sucht. Oder ein gezieltes Überschreiten von Grenzen und gewolltes Provozieren bei gleichzeitig vorhandenen Schamgefühlen. Das alles lässt sich nämlich aus diesem Overkill an Körpersäften herauslesen, wenn man denn diesen kurzen, zarten und bisweilen poetischen Passagen erkennt. Insgesamt bleibt ein schaler Nachgeschmack zurück. Die Aufmerksamkeit wurde durch Provokation erreicht, doch die eigentliche Intension ist nur schwer herauszulesen. Die Glaubhaftigkeit leidet unter den zu vielen Details, die man einer 18jährigen nicht abnehmen möchte.Vollständige Rezension lesen
Ehrlich gesagt, ich halte eine Menge von Knigge und damit von wohlerzogenen, höflichen und gutriechenden Menschen; das hat natürlich mit Familienhistorie und eigener Erziehung zu tun. Meine Großmutter hat immer, wenn ein Mann auf der Straße seinen Rotz geräuschvoll und in hohem Bogen ausspuckte, verächtlich angewidert, aber stolz, verkündet: "die Absonderung von Körperflüssigkeiten hat diskret zu erfolgen." - Vermutlich meinte sie nicht nur Flüssigkeiten, aber belassen wir es dabei. Das hat mich geprägt, und auch wenn ich Ch. Bukowski oder P. Roth (Portnoys Beschwerden), Miller (Stille Tage in Clichy), Groult (Salz auf unserer Haut), Anaïs Nin (Das Delta der Venus), Jong (Angst vorm Fliegen) und dgl. gelesen habe... - das ist wenigstens Literatur, was man vom vorliegenden Buch gewiß nicht sagen kann. Kommen wir damit also zu Frau Roche, der belanglosen VIVA-Moderatorin (wäre sie doch nur bei jenem ebenso belanglosen "Musik"-Sender geblieben...)! - Harmlos, wie ich bin, dachte ich bei dem Titel des Buches erst an Ökologie und Umweltschutz. - Bis ich es dann in die Hand bekam und merkte, es geht mehr um Umwelt-SCHMUTZ. Irgendwie erinnerte mich das an die Zeit des Rokoko, als man sich nicht wusch, sondern puderte. Immerhin hängte man sich damals Flohfänger um, kleine Döschen mit Köder, in die dann die Flöhe wanderten. Frau Roche wäscht sich also nicht. Fein. Ich bin froh, daß ich ihr nie begegnet bin. Da kann sie sich noch so viel Feuchtigkeit aus ihren diversen Schleimhäuten hinter die Ohren tupfen. Zu Ende gedacht hat sie ihre Schweinereien allerdings nicht ganz. Denn statt Lippenstift könnte sie doch auch Menstruationsblut nehmen. Weitere Beispiele wären denkbar... Ich bevorzuge statt dessen unbedingt die Duft-Creationen von Calvin Klein, Karl Lagerfeld, Kenzo oder Issey Miyake. Frau Roche dagegen verkündet im Interview: "Ich möchte das Geschlechtsteil des Mannes durch seine Hose hindurch riechen." Handelt das Buch von ihr? Hierzu sagt sie: "Etwa 30 Prozent sind erfunden, etwa 70 Prozent bin ich." Also: sehr originell ist das alles nicht, ein bißchen balla-balla, ein wenig aufgemotztes Tagebuch, und der Rest ist einfach nur Lust am Tabu-Bruch als Selbstzweck. Das Buch wird gern als "eklig" oder ähnlich negativ beschrieben... - ich fand es eher pubertär-dümmlich. Eine Fundgrube in psycho-ANALytischer Hinsicht... Wenn die Autorin Werbung für ihre Vorliebe für Achselhaare macht und ansonsten Details aus ihrem Intimleben glaubt unters Volk bringen zu müssen, so kann man das als pseudoliterarischen Exhibitionismus verstehen. Aber so ein Buch kaufen? Warum? Wozu? Statt dessen studiere ich lieber Freuds Schriften über die anale Fixierung. Und schicke Frau Roche eine Adreßliste guter Psychiater. P.S. Gerade finde ich folgenden Beitrag von rolikre (privat) "Das Buch sollten viele Frauen kaufen, so ungezwungen zu reden, über viele Sachen im Intimbereich der Frau wünscht sich jeder Mann. Frau sollte einfach wieder zu ihrer Sexualität stehen und sich auch keinen Zwängen der Gesellschaft unterwefen." 10000000006275771 Genau das meinte ich: daß sich JEDER Mann so etwas wünsche, das halte ich für eine Projektion. Als Mann sage ich zu solchen (angeblichen, aber auf jeden Fall kranken) Frauenphantasien von Madame Roche: Nein, danke! Mit "Entspanntheit" oder "ungezwungener Sexualität" hat das Buch so viel zu tun wie Naturverbundenheit mit Maden im Essen... --- Dank an "schaf_pimboli" für die Meta-Kritik! Ich antworte per "Ratgeber"Vollständige Rezension lesen
Wie wertet man ein Buch, das tabulos, widerlich, eklig, abartig, unhygienisch, frech und in seiner Art einzigartig ist? Als Vielleserin habe ich in meinen 44 Jahren schon viele hunderte Bücher gelesen, kann dieses Buch aber mit keinem anderen vergleichen. Es ist beim Lesen schon so ekelig, dass ich oft würgen und eine Pause beim Lesen einlegen musste. Aus Interesse an dem Boom auf dieses Buch wollte ich dieses kennenlernen, damit ich da mitreden kann. Nachdem ich Charlotte Roche einige Male in Interviews im TV darüber reden hörte, hat es schon viele Monate gedauert, bis ich ein einigermaßen preiswertes Exemplar bei Ebay erwischen konnte. Den vollen Preis hätte ich nämlich für diese „Lektüre“ nicht bezahlen möchten. Der Schreibstil der Autorin ist frech und schnell und zügig lesbar, ohne langweilig zu sein. Von daher die Note sehr gut. Das fäkale Leben der Romanheldin Helen und ihr abartiger unhygienischer Lebensstil mit ihrem wilden Sexleben in so jungen Jahren bekommen von mir die Wertung: „mangelhaft“. Ich würde sagen die Romanheldin hat einen IQ an der unteren Grenze, oder sie hat sich das Hirn raus f….. lassen. Was anderes, als Geilheit, hat diese nämlich nicht im Sinn. Inhalt: Die junge Helen (18 J.) liegt im Krankenhaus nach einer Hämorrhoiden- bzw. Fissur – OP, die sie sich durch eine Intimrasur selbst zugefügt hat. (Vielleicht war der viele Analverkehr schuld?). Vom Pfleger lässt sie sich ihre Analwunde fotografieren und bringt diesen durch sexuelle Geständnisse in Verlegenheit. Sie beschreibt ihr Leben, nämlich nach dem Motto: „Hygiene wird bei mir kleingeschrieben“ (Zitat). Helen beschreibt sich als „Körperausscheidungsrecyclerin“ (Zitat aus dem Buch). Sie isst oder probiert alle Ausscheidungen ihres Körpers, egal aus welcher Öffnung. Dies wird im Buch sehr genau beschrieben. Dazu noch Puffbesuche, Geschlechtsverkehrspraktiken, Masturbationstechniken mit Duschköpfen und Advokadokernen, Hygieneverhalten in öffentlichen Einrichtungen u.v.m. Respekt vor so viel widerlicher Fantasie der Autorin. Kann man über so etwas schreiben, ohne eigene Erfahrungswerte einzubauen? Dieses Buch müsste fast FSK 18 haben, sonst denken unsere pubertierenden Kinder (ich weiß von meinem Sohn, dass dieses Buch von Mitschülern gelesen wird), dass unsere Hygieneregeln nur Schikane sind. „Nein, liebe Kinder, die Mutti hat wirklich Recht!“ Das Verhalten der Romanheldin ist gesundheitsgefährdend für die Umwelt. Wer ungeschützten Geschlechtsverkehr betreibt, gebrauchte Tampons im Lift liegen lässt, mit kackbeschmierten Laken durchs Krankenhaus wandert und mit blutverschmiertem Geld bezahlt, ist für mich schon eine Gefahr für die Mitmenschen. Und liebe Männer: „Diese fiktive (hoffentlich) Frau im Roman wäre ein animalisches Überbleibsel!“ Ich kenne keine Frauen, die so unsauber und „versaut“ sind. Als Krankenschwester ist das Hygieneverhalten dieser Romanfrau (ich hoffe natürlich, dass so jemand nicht real existiert) ekelerregend und unverantwortlich. Mein Fazit: Schreibstil „sehr gut“ und das Thema der Lektüre an Ekelfaktor „mangelhaft“ ergibt meine großzügige „befriedigende“ Bewertung. Für sehr empfindliche Leser, die nichts von Fäkalien wissen möchten, ist dieses Buch nicht zu empfehlen. Zur Vorsicht lieber eine Brechschale in die Nähe stellen! Also von den Auflagen hat die Autorin alles richtig gemacht. Es wurde in 18 Sprachen übersetzt. Trotzdem ein sehr umstrittenes Buch,gerade wegen seiner tabulosen Einzigartigkeit auf “nur“ 219 Seiten. DANKE!Vollständige Rezension lesen
Dass dieses Buch polarisiert war mir schon klar, nachdem ich vor Wochen die ersten Rezensionen bei amazon gelesen habe. Was die einen ekelig finden, finden die anderen mutig. So auch ich. Lange lange schlich ich aber um dieses Buch herum. Ich muss nicht mehr ALLES lesen, was irgendwo in den Top-Ten-Listen steht.... aber neugierig wurd man dann ja doch gemacht. Nicht nur deshalb, weil das Buch nun bereits seit Wochen die Top-Ten anführt, sondern auch durch Interviews und Berichte über dieses Buch im Fernsehen. So kam also der Tag, an dem auch ich mich diesem Buch zuwandte. Auch wenn ich ja wußte, dass sehr ekelerregende Dinge geschildert werden würden, nahm mir diese Tatsache nicht die Neugier auf das Buch. Ich muss gestehen, dass meine literarische Ekelgrenze sehr hoch angesiedelt ist, denn ich liebe auch blutrünstige Thriller. Weil ich weiß, dass sie überwiegend fiktiv sind, aber doch so realistisch geschildert, dass man sich vorstellen kann, dass genauso etwas genau jetzt irgendwo auf dieser Welt passiert. Und genauso passieren jetzt sicher auch gerade all die Dinge, die Charlotte Roche in ihrem Buch schildert. Aber das heißt ja noch lange nicht, dass ICH diese Dinge machen müßte oder toll finden muss. Nein, aber ich finde es sehr interessant, zu lesen, welche vermeintlichen "Abgründe" sich doch in den Gedanken einer Frau verankern können. Und auch wenn ich mir viele viele Dinge aus diesem Buch für mich und meinen eigenen Hygienestatus absolut nicht vorstellen kann, so kann ich mir durchaus vorstellen, dass es Frauen gibt, die genauso oder ähnlich leben. Aber, warum auch nicht? Ich bin tolerant genug, zu sagen: Jeder sollte so leben wie er es für richtig hält. Ich finde die Handlung dieses Buches sehr lustig und doch sehr gedankenanregend. Der Schreibstil von Frau Roche gefällt. Hört er sich doch so an, als würde sie uns die ganze Geschichte erzählen und nicht schreiben. Natürlich darf man keine hochliterarische Akrobatik erwarten, aber dennoch hat das Buch einen gewissen Reiz auf mich ausgeübt, den ich bis zum Ende auch nicht ablegen konnte. Ich finde es äußerst mutig, ein solches Buch in einer derartigen Offenheit der weiblichen Sexualität gegenüber zu schreiben. Und was viele Leser ekelig finden, finde ich doch relativ "normal". Nicht für MICH, aber für diese Welt in der wir leben! Es spielt sich hinter den berühmten vier Wänden mit Sicherheit mehr ab, als wir uns vorstellen können. Und warum nicht auch solche Dinge, wie Helen sie erlebt? Frau Roche hat uns einfach das Schlüsselloch etwas weiter aufgemacht, damit wir hineinschauen können und vielleicht etwas mehr über die "tiefen Abgründe" der Frauenwelt zu lernen. Alles in allem: Ein super interessantes, lustiges, schnelles Buch. Für Leser mit sehr niedriger Ekelgrenze allerdings nur zu empfehlen, wenn sie gerade eine Diät machen und sowieso nichts essen möchten :-)Vollständige Rezension lesen
Das Buch "Feuchtgebiete" von Charlotte Roche lässt den Leser schon auf der zweiten Seite vor Scham erröten oder laut auflachen, um die eigene Verlegenheit gegenüber dem gerade Gelesenen zu überspielen. Helen, die Hauptfigur aus Charlotte Roches Roman, beschreibt Ihre Erkrankung ("Arschproblem") bis ins letzte Detail und schweift immer wieder ab, um uns in allen Einzelheiten ihre sexuellen Neigungen (z.B. Sex in allen Variationen) und Hygieneroutinen (z.B. das Verhalten von Helen auf offenen Toiletten) auf die Nase zu binden. Die ersten 150 Seiten des Buches ist das noch sehr spannend und fesselnd, denn solche Formulierungen hat man in dem Ausmass und der Detailliertheit noch in keinem Roman gelesen. Mit manchen Aspekten kann sich Frau oder Mann vielleicht identifizieren. Darüber hinaus versucht Helen, ihre Eltern, die geschieden sind und beide neue Partner gefunden haben, wieder zusammenzubringen. Der letzte Aspekt nimmt leider am Ende des Buches zu viel Gewicht ein. Man nimmt Helen Ihre Naivität und Vulnerabilität, die im krassen Gegensatz zu ihrer sonst so möchte-gern sexuellen und erwachsenen Art, und die Abstrusität ihrer damit verbundenen, Handlungen (das muss man selbst gelesen haben!) irgendwann nicht mehr ab, da sie unrealistisch wirken. Zusammenfassend ist es jedoch ein gutes Buch, das man aufgrund des hohen schamlosen Unterhaltungsfaktors gelesen haben sollte.Vollständige Rezension lesen
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